Was bedeutet Inklusion eigentlich? Genau dieselbe Frage habe ich mir auch gestellt, als ich den Begriff zum ersten Mal gehört habe. Aktion Mensch bietet hierzu eine recht gute Antwort, die ich jetzt einfach mal ganz frech hier rein kopiere. Wenn's wen stört, einfach melden ;-).
Zitat: "Inklusion heißt wörtlich übersetzt Zugehörigkeit, also das Gegenteil von Ausgrenzung. Wenn jeder Mensch – mit oder ohne Behinderung – überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit, dann ist das gelungene Inklusion.
In einer inklusiven Gesellschaft ist es normal, verschieden zu sein. Jeder ist willkommen. Und davon profitieren wir alle: zum Beispiel durch den Abbau von Hürden, damit die Umwelt für alle zugänglich wird, aber auch durch weniger Barrieren in den Köpfen, mehr Offenheit, Toleranz und ein besseres Miteinander.
Inklusion ist ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist." Zitat Ende.
Für mich hat das neben meinem Verständnis von "Miteinander" unter den Menschen einige ganz persönliche Aspekte.
a) ich bin schwerhörig - ich trage zwar Hörgeräte, aber die können halt doch nicht alles korrigieren - manchmal ist es echt schwierig, sich nicht ausgegrenzt zu fühlen, wenn man (grade in einer grossen Menschenmenge) nicht verstehen kann, was die Menschen um einen herum reden - sehr oft nicht mal das mitbekommt, was zu einem selber gesagt wird - denn auch das Lippenlesen hat seine Grenzen - sei es, weil das Gegenüber nicht deutlich spricht oder Bart trägt oder gar eine Fremdsprache oder einfach nur einen fremden Dialekt spricht
b) ich sitze im Rollstuhl - und selbst da bilde ich nochmals eine Ausnahme - ich bin nicht querschnittgelähmt, kann auch einige Schritte gehen - aber ich leide an einer schweren Skoliose (bitte selber googeln) und ausserdem an Polyarthritis - ich kann nicht länger als 3 - 5 Minuten frei stehen, daher nutze ich auf Konzerten und Mittelalterfesten den Rollstuhl - ich bin aber aufgrund der entzündeten Gelenke viel weniger beweglich als ein "normaler" Rollifahrer - nach einem Abend im Rollstuhl, wo ich mich allein durch den Raum bewegt habe und meistens auch den Rolli allein aus dem Auto raus und wieder ins Auto rein gehoben habe, leide ich an Schmerzen, die man einem gesunden Menschen nicht erklären kann
c) ich sehe zudem auch noch seltsam aus, weil ich eine Hernie habe - also einen Bruch im Gewebe - in meinem Fall liegt dieser Bruch ziemlich in der Mitte meines Oberkörpers - eine Operationsnarbe ist innen gebrochen und der Darm ist durch diesen Bruch raus gerutscht und liegt jetzt direkt unter der Bauchdecke - dies sieht einerseits seltsam (um nicht zu sagen eklig) aus und andererseits verursacht das natürlich auch einige Probleme - gelegentlich verklemmt sich der Darm irgendwo und tut dann weh - und er ist sehr viel ungeschützter als im Bauchraum, wo er hingehört, weshalb er oft entzündet ist und entsprechende Probleme macht (Schmerzen, Durchfall).
Wann immer ich ein Hotel für meine vielen "Ausflüge" buche, tue ich das über booking.com. Dort gibt es als Auswahl-Kriterium den Button "behindertenfreundlich". Nun ist es aber so, dass behindertenfreundlich längst nicht bedeutet, dass das Hotel auch behindertengerecht ist. Daher teile ich hier meine Erfahrungen mit einzelnen Hotels mit Euch - in der Hoffnung, dass es hilft, wenn Ihr auch mal ein solches Hotel braucht. Anzumerken hierbei ist, dass ich jeweils für allein reisende Rollifahrer bewerte, da ich nur sehr selten Begleitung habe und mir ausserdem meine Selbständigkeit sehr wichtig ist.
Bed and Breakfast (bei Andrea Binder), Niedernhaag 2, 4680 Haag am Hausruck
- Andrea kümmert sich ausserordentlich liebevoll um ihre Gäste - neben den Badezimmern en suite gibt es auch eine
separate Behinderten-Toilette - die Duschen sind ebenerdig - die Zimmer gross genug, damit man sich auch mit dem
Rollstuhl frei darin bewegen kann - der Frühstücksraum ist gross genug, um auch mit Rollstuhl klar zu kommen -
einziger Wermutstropfen - die Rampe zum Eingang ist sehr steil
diese Unterkunft nutze ich jeweils, wenn ich den Ghost City Saloon (siehe unten) besuche
Hotel-Restaurant Zum Werdersee, Holzdamm 104, 28279 Bremen
- es gibt 1 behindertengerechtes Zimmer (Nr. 15) mit ebenerdiger Dusche, Haltegriffen an der Toilette, schrägem Spiegel
und Stuhl im Bad - der Raum ist mehr als gross genug, um sich mit dem Rollstuhl darin bewegen zu können - der
Frühstücksraum ist etwas eng, aber es ist auch mit Rollstuhl machbar, durchzukommen - auch hier leider ein Wermuts-
tropfen - der Flur zum Zimmer ist sehr oft mit grade nicht benutzten Möbeln voll gestellt, so dass man sich schwer tut,
zum Zimmer zu kommen
Ihr habt ja schon mitbekommen, dass ich mich oft in der Gegend rumtreibe und Konzerte oder Mittelalterfeste besuche. Dies werde ich tun, solange es mir noch möglich ist, dies selbständig zu tun. Wie lange das der Fall sein wird, weiss ich noch nicht - Frau wird ja nicht jünger. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, jeweils vorab die Veranstalter zu kontaktieren, wenn ich irgendwo hinfahren möchte - und zu fragen, wie's denn aussieht mit der Rollstuhl-Zugänglichkeit. Meistens bekomme ich nette Antworten - genauso oft bekomme ich aber überhaupt keine Antworten oder sehr unfreundliche Mails. Daher könnt Ihr hier lesen, was sich so wo tut in Bezug auf Behinderten(un)freundlichkeit. Auch hier gilt: Annahme ist, dass ich allein unterwegs bin und mir daher auch an der Location allein behelfen muss.
Ghost City Saloon, Niedernhaag 2, 4680 Haag am Hausruck
- der Saloon hat zwei Eingänge - einer eigentlich für die Musiker, der andere für die Besucher - Rollifahrer dürfen aber im
Normalfall beide Eingänge benutzen - der Saloon selber ist zumindest unten vollständig barrierefrei, wenn auch etwas
eng - es gibt eine Behinderten-Toilette, die alle Anforderungen erfüllt, allerdings gelegentlich etwas voll gestellt ist,
weil sich das Personal hier umzieht und auch immer mal wieder Dinge hier zwischengelagert werden - das Personal ist
ausserordentlich nett und hilfsbereit, so dass sich hier nie Probleme ergeben - der obere Teil des Saloons, wo geraucht
werden darf, ist leider nur über Treppen zu erreichen
Bürgerhaus Gustav Heinemann Vegesack, Kirchheide 49, 28757 Bremen
- vor dem Bürgerhaus gibt es einen Behindertenparkplatz mit 5 oder 6 Parkplätzen - ob es in der Tiefgarage auch welche
gibt, weiss ich nicht - die Türen am Eingang sind etwas schwer zu öffnen, aber machbar - das Bürgerhaus selber ist roll-
stuhlgängig - die einzelnen Stockwerke über den Lift zu erreichen - Behinderten-Toiletten sind vorhanden und frei zu-
gängig - bei dem von mir besuchten Konzert (Nacht der Balladen von Versengold) waren extra Plätze ganz vorne für die
Rollstuhlfahrer reserviert - es gab auch entsprechende Plätze für Begleitpersonen - auf meine Mail-Anfrage habe ich
eine sehr nette Antwort bekommen